LESERFRAGEN Ratgeber-Aktion „Zucker“ am 25.04.2013

Die meist gestellten Leserfragen beim Expertentelefon „Zucker in der Ernährung“ am 25. April 2013

 

 

 

 

 

 

 

Bei mir wurde Diabetes diagnostiziert. Darf ich jetzt wirklich keinen Zucker essen?

  • Prof. Dr. med. Hilmar Stracke, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechsel von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III der Universität Gießen und Marburg: Ein Zuckerverbot für Diabetiker ist nicht sinnvoll, der Konsum von Kohlenhydraten wie Zucker muss lediglich kontrolliert erfolgen. Betroffene brauchen auch keine speziellen Lebensmittel. Nahrungsmittel mit der Kennzeichnung „für Diabetiker geeignet“ gelten zum Teil sogar als ungeeignet, deshalb ist diese Kennzeichnung überholt.


Ich kann einem Stückchen Schokolade ab und zu einfach nicht widerstehen. Liegt das daran, dass Zucker süchtig macht?

  • Prof. Dr. Stracke: Zucker macht nicht süchtig. Zucker ist ein Lebensmittel und liefert dem Körper Energie. Essen löst im Gehirn Belohnungsreflexe aus, dies gilt für Süßes genauso wie für Deftiges. Mit einer Sucht hat das aber nichts zu tun.

Kann man durch Meidung von Zucker einer Krebserkrankung vorbeugen?

  • Prof. Dr. Stracke: Nein, Zucker löst keinen Krebs aus. Liegt bereits eine Krebserkrankung vor, sollten sich Patienten so normal wie möglich ernähren.

Noch vor einigen Jahren hieß es immer, Fett sei der Hauptverursacher von Übergewicht. Jetzt wird vor Zucker und Kohlenhydraten gewarnt. Was soll ich denn nun glauben?

  • Birgit Leuchtmann-Wagner, Diätassistentin und Ernährungsberaterin DGE, seit 2006 Ernährungsexpertin und Gebietsrepräsentantin bei der Deutschen BKK, Wolfsburg: Mal ist es das Fett, mal sind es die Kohlenhydrate, die als „Buhmann“ für die Zunahme von Übergewicht in der Bevölkerung verantwortlich gemacht werden. Dabei ist die Gesamtenergiezufuhr ausschlaggebend: Wer dauerhaft mehr Energie zu sich nimmt, als er verbraucht, entwickelt Übergewicht. Bei einer Verringerung des Kohlenhydratanteils im Essen kommt es häufig zu einer Erhöhung des Fett- und / oder Eiweißgehalts. Dabei ist wichtig zu wissen: Kohlenhydrate haben im Gegensatz zu Fett eine höhere Sättigungswirkung!

Zucker soll ja dick machen. Kann ich dann mit zuckerfreien oder zuckerreduzierten Lebensmitteln leichter abnehmen?

  • Leuchtmann-Wagner: Da Zucker mit vielen Vorurteilen besetzt ist, werden immer mehr Lebensmittel in zuckerreduzierten oder zuckerfreien Varianten angeboten. Oft wird aber die individuelle Energiebilanz dadurch nicht verbessert. Die fehlende Zuckermenge wird durch Eiweiß oder Fett ersetzt, sodass die ursprüngliche Energiemenge bleibt. Vorsicht ist geboten bei „zuckerfreien“ Bonbons und Kaugummis. Sie enthalten oft Zuckeralkohole wie Sorbit und haben daher bei starkem Verzehr eine abführende Wirkung.

Manche Speisen wie Tomatensauce, Möhrengemüse oder Gurkensalat schmecken mit einer Prise Zucker erst richtig „rund“. Muss ich für eine gesunde Ernährung darauf verzichten?

  • Leuchtmann-Wagner: Die Prise Zucker in pikanten Speisen und  Lebensmittelprodukten ist unverzichtbar. Hier wird Zucker als Gewürz verwendet. Schließlich gehört ja auch eine Prise Salz an den Kuchenteig oder andere Süßspeisen zur geschmacklichen Verfeinerung.

Kann man zu viel Zucker aufnehmen? Wie viel Süßes darf ich denn nun essen?

  • Leuchtmann-Wagner: Wer von morgens bis abends nur Süßes isst – wie Marmeladenbrot zum Frühstück, Eierkuchen zum Mittag, abends Pudding oder Grießbrei, zwischendurch Naschereien und als Getränke überwiegend Cola, andere Softgetränke oder Fruchtsäfte –, sollte seine Ernährungsgewohnheiten überdenken. Jede einseitige Ernährung kann negative gesundheitliche Auswirkungen haben, besonders wenn man über einen längeren Zeitraum so isst. Insgesamt ist die erlaubte Menge an Süßem von vielen Faktoren abhängig und kann nicht vereinheitlicht werden.

Kann man Karies vermeiden, wenn man keinen Zucker isst, sondern stattdessen Süßstoffe verwendet?

  • Dr. med. Markus Pellarin, Zahnarzt und Facharzt für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie in Stuttgart: Mikroorganismen in der Mundhöhle produzieren aus Kohlenhydraten Säure, welche den Zahnschmelz angreift. Durch den Ersatz von Zucker durch Süßstoffe kann die Bildung von Säure und damit auch die Kariesbildung nicht vollständig unterbunden werden. Denn: Auch andere Kohlenhydrate, die wir täglich zu uns nehmen, wie Stärke in Brot und Backwaren oder Nudeln, sind potenziell kariogen. Vermeiden lässt sich Karies durch eine gute Mundhygiene, aber kaum durch eine Ernährungsumstellung. Wer seine Zähne gründlich und regelmäßig mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzt, hat den besten Schutz – und hält das Kariesrisiko dauerhaft gering.

Meine Kinder essen so gerne Süßes. Damit sie davon keine schlechten Zähne bekommen, lasse ich sie immer sofort hinterher Zähne putzen. Eine Freundin sagte mir jetzt aber, das sei gar nicht gut. Hat sie Recht?

  • Dr. med. Pellarin: Ja, da hat sie tatsächlich Recht. Kurz nach den Mahlzeiten sollte die Zahnreinigung noch nicht erfolgen. Mikroorganismen bilden aus den Nahrungsbestandteilen Säuren, die den Zahnschmelz aufweichen. Durch gründliches Zähneputzen unmittelbar nach den Mahlzeiten würde der Zahnschmelz dann stärker abgetragen. Dies gilt auch nach dem Genuss säurehaltiger Getränke wie Apfel- oder Orangensaft.

Meine Nachbarin behauptet, weißer Zucker sei unnatürlich und voller Chemie. Sie süßt alles nur mit Honig. Ist das wirklich gesünder?

  • Marcus Otto, Rechtsanwalt und Diplom-Biologe, Geschäftsführer beim Verein der Zuckerindustrie e.V. Bonn und verantwortlich für die Ressorts Lebensmittelrecht und Ernährung: Zucker ist von Natur aus weiß. Er entsteht in der Zuckerrübe und wird in der Zuckerfabrik aus dieser mit Wasser herausgelöst und auskristallisiert. Der auf diese Weise gewonnene Zucker wird weder verändert noch enthält er andere Stoffe. Zucker ist also ein reines Naturprodukt. Auch Obst und Gemüse enthalten Zucker. Honig ist letztlich nichts anderes als eine Mischung aus verschiedenen Zuckerarten, nämlich Glukose, Fruktose und auch Saccharose (Haushaltszucker). Gesundheitliche Vorteile bringt das Süßen mit Honig nicht.

Was sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe?

  • Otto: Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe sind sogenannte Zusatzstoffe. Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat oder auch die häufig als Stevia bezeichneten Steviolglycoside (E 960) sind um ein Vielfaches süßer als Zucker. Weil Süßstoffe nur süß sind, aber weder zur Masse noch zum Volumen eines Lebensmittels beitragen, können sie Zucker nur in Getränken ohne Weiteres ersetzen. Beim Kuchenbacken den Zucker weglassen und stattdessen Süßstoff verwenden funktioniert hingegen nicht. Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit oder Maltit sind weniger süß als Zucker. Deswegen kann man von ihnen im Vergleich zu Süßstoffen gerade in festen Lebensmitteln größere Mengen verwenden. Weil Zuckeraustauschstoffe abführend wirken können, müssen damit hergestellte Lebensmittel einen entsprechenden Hinweis tragen.

Zucker aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr – welcher ist gesünder?

  • Otto: Es macht keinen Unterschied, ob der Zucker aus der Zuckerrübe gewonnen wurde oder aus Zuckerrohr. Es handelt sich jeweils um reine, natürliche Saccharose. Dies ist die naturwissenschaftliche Bezeichnung für Haushaltszucker.
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
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